Wolfgang Hädecke (1929 - 2022)
Wenn ein Schriftsteller-Kollege endgültig gegangen ist, zumal einer, mit dem ich mich freundschaftlich verbunden wußte, gehe ich normalerweise zum Bücherregal, weil er dort noch lebt. Als mich die Nachricht erreichte, Wolfgang Hädecke sei gegangen, war das etwas anders. Zwar vergewisserte ich mich, daß seine Bücher noch bei mir waren, nahm auch das Eine und sogar das Andere in die Hand, las hier einen Satz und einen Absatz da, aber letztlich kam das Erinnern an ihn doch auf ganz anderen Wegen zu mir. Wenige Tage nach seinem Tod sah ich einen Dokumentarfilm über Edson Arantes do Nascimento. Plötzlich wünschte ich, ich hätte die Dokumentation über Pelé mit ihm gemeinsam sehen können, jetzt da Wolfgang selbst in der „Tiefe des Raumes“ verschwunden ist, mir noch einmal von ihm in seiner unnachahmlichen Art erklären zu lassen, was ein „geschlänzter Ball“ ist. Es schmerzt, daß nun aus seiner Leidenschaft kein Sieg-, sondern ein Jenseitstor wurde.
Wolfgang Hädecke am Stammtisch, Oktober 2015, Foto privat |