Für die Macht ist das „freie Wort“ keine Verhandlungssache
Das Wort ist niemals frei. Es wird von vielerlei Abhängigkeiten umstellt, es wird mißbraucht, verfolgt, unterdrückt, verboten, abgetötet. Hierzulande genießt es allenfalls Narrenfreiheit. Scheinbar kann alles gesagt und geschrieben werden. Und die Narren sind so frei, das Wort zu annektieren, es auszuhöhlen, bis nurmehr Hülsen übrig sind. Wer aber hört die Hülsen klappern, wer liest aus Wortweizen die Spreu? Eine Minderheit. Das mag so oder so bedauerlich sein, ist jedoch das kleinere Übel. Andernorts ist es um das Wort weitaus schlimmer gestellt. Dort geraten Schriftsteller, Journalisten und Verleger in Situationen, bei denen Worthülsen zu Patronenhülsen mutieren und es um Leben und Tod geht. Wo sich knallhart Macht behaupten will, ist das „freie Wort“ keine Verhandlungssache. Wer das Sagen hat, will es keinem Anderen überlassen. Und dafür sind alle Mittel recht. Fast schon zum Alltag gehören Zensur, Geldstrafe, Berufsverbot, Verbannung, Hausarrest. Drastischer jedoch nicht unbedingt seltener sind Haftstrafe, Todesdrohung, Mord. Das freie Wort zu schützen und die freie Meinungsäußerung zu verteidigen, dazu verpflichten sich Schriftsteller, wenn sie der internationalen Autoren-Vereinigung P.E.N., Abkürzung für poets, essayists, novelists, zugewählt werden. 1921 nach schönster englischer Club-Tradition in London gegründet, geprägt von einer nach dem Ersten Weltkrieg erstarkenden Friedensbewegung, gab es bereits 1924 in Europa und den USA 18 nationale P.E.N.-Zentren, heute sind es weltweit 145. Anfangs hielt sich der Club politisch vornehm zurück. Nach den schmerzlichen Erfahrungen mit Faschismus und Zweitem Weltkrieg, nach Stalinismus und Hexenjagd unter McCarthy sollte es bis April 1960 dauern, daß sich innerhalb nationaler P.E.N.-Zentren so genannte „Writers in Prison Committees“ (WiPC) bildeten, übrigens ein Jahr bevor sich „amnesty international“ gründete. Seither wird auf die Verfolgung von Schriftstellern namentlich hingewiesen. Mitunter kann über diplomatische Kanäle oder durch publizistisch öffentlichen Protest das Schlimmste verhindert werden. Trotzdem registrierte das in London ansässige WiPC-Büro seit seiner Gründung 650 Todesopfer. Die Hoffnung, mit dem Ende des Kalten Krieges würden sich „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ auch im Umgang mit dem Wort durchsetzen, hat furchtbar bankrott gemacht. Allein in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion wurden seit den frühen 1990er Jahren 64 Publizisten und Redakteure ermordet, davon 30 unter Wladimir Putin, seines Zeichens Präsident Rußlands und Träger des Sächsischen Dankesordens. Alle sechs Monate aktualisiert und veröffentlicht das WiPC einen an die 100 Seiten umfassenden Bericht über die von ihm erfaßten 800 bis 1.000 Fälle verfolgter Schriftsteller. Unermüdlich wird mit gezielten Aktionen auf einzelne Schicksale hingewiesen. 1980 wurde der 15. November offziell zum „Writers in Prison Day“, zum „Tag des verfolgten Schriftstellers“ erklärt.
Am 15. November 2012, 19 Uhr lesen im Literaturhaus Villa Augustin die P.E.N.-Mitglieder Michael G. Fritz, Wolfgang Hädecke, Norbert Weiß, Jens Wonneberger und Michael Wüstefeld Texte von Joseph Roth und Klaus Mann sowie von Stipendiaten des P.E.N.-Exilprogramms. Der Eintritt ist frei.
Das Wort ist niemals frei. Es wird von vielerlei Abhängigkeiten umstellt, es wird mißbraucht, verfolgt, unterdrückt, verboten, abgetötet. Hierzulande genießt es allenfalls Narrenfreiheit. Scheinbar kann alles gesagt und geschrieben werden. Und die Narren sind so frei, das Wort zu annektieren, es auszuhöhlen, bis nurmehr Hülsen übrig sind. Wer aber hört die Hülsen klappern, wer liest aus Wortweizen die Spreu? Eine Minderheit. Das mag so oder so bedauerlich sein, ist jedoch das kleinere Übel. Andernorts ist es um das Wort weitaus schlimmer gestellt. Dort geraten Schriftsteller, Journalisten und Verleger in Situationen, bei denen Worthülsen zu Patronenhülsen mutieren und es um Leben und Tod geht. Wo sich knallhart Macht behaupten will, ist das „freie Wort“ keine Verhandlungssache. Wer das Sagen hat, will es keinem Anderen überlassen. Und dafür sind alle Mittel recht. Fast schon zum Alltag gehören Zensur, Geldstrafe, Berufsverbot, Verbannung, Hausarrest. Drastischer jedoch nicht unbedingt seltener sind Haftstrafe, Todesdrohung, Mord. Das freie Wort zu schützen und die freie Meinungsäußerung zu verteidigen, dazu verpflichten sich Schriftsteller, wenn sie der internationalen Autoren-Vereinigung P.E.N., Abkürzung für poets, essayists, novelists, zugewählt werden. 1921 nach schönster englischer Club-Tradition in London gegründet, geprägt von einer nach dem Ersten Weltkrieg erstarkenden Friedensbewegung, gab es bereits 1924 in Europa und den USA 18 nationale P.E.N.-Zentren, heute sind es weltweit 145. Anfangs hielt sich der Club politisch vornehm zurück. Nach den schmerzlichen Erfahrungen mit Faschismus und Zweitem Weltkrieg, nach Stalinismus und Hexenjagd unter McCarthy sollte es bis April 1960 dauern, daß sich innerhalb nationaler P.E.N.-Zentren so genannte „Writers in Prison Committees“ (WiPC) bildeten, übrigens ein Jahr bevor sich „amnesty international“ gründete. Seither wird auf die Verfolgung von Schriftstellern namentlich hingewiesen. Mitunter kann über diplomatische Kanäle oder durch publizistisch öffentlichen Protest das Schlimmste verhindert werden. Trotzdem registrierte das in London ansässige WiPC-Büro seit seiner Gründung 650 Todesopfer. Die Hoffnung, mit dem Ende des Kalten Krieges würden sich „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ auch im Umgang mit dem Wort durchsetzen, hat furchtbar bankrott gemacht. Allein in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion wurden seit den frühen 1990er Jahren 64 Publizisten und Redakteure ermordet, davon 30 unter Wladimir Putin, seines Zeichens Präsident Rußlands und Träger des Sächsischen Dankesordens. Alle sechs Monate aktualisiert und veröffentlicht das WiPC einen an die 100 Seiten umfassenden Bericht über die von ihm erfaßten 800 bis 1.000 Fälle verfolgter Schriftsteller. Unermüdlich wird mit gezielten Aktionen auf einzelne Schicksale hingewiesen. 1980 wurde der 15. November offziell zum „Writers in Prison Day“, zum „Tag des verfolgten Schriftstellers“ erklärt.
Am 15. November 2012, 19 Uhr lesen im Literaturhaus Villa Augustin die P.E.N.-Mitglieder Michael G. Fritz, Wolfgang Hädecke, Norbert Weiß, Jens Wonneberger und Michael Wüstefeld Texte von Joseph Roth und Klaus Mann sowie von Stipendiaten des P.E.N.-Exilprogramms. Der Eintritt ist frei.